Automatische Zähl­stellen und Fahrrad­barometer

An den Dauerzählstellen werden alle Fahrräder aus Metall, die den Radweg oder Radstreifen überfahren, gezählt. Wenige Ausnahmen gibt es für Carbonfahrräder mit Carbonfelgen und bestimmte Arten von Lastenrädern, die nicht von der Zählstelle erfasst werden, aber einen sehr geringen Teil des gesamten Radverkehrsaufkommens ausmachen.

Die Zählstellen geben Auskunft über die Entwicklung des Radverkehrs in Berlin. Eine verlässliche und umfassende Datengrundlage ist für die Behörden wichtig, um den Bedarf an Fahrrad-Infrastrukturmaßnahmen und ihre Wirksamkeit zu erkennen und auf ein verändertes Mobilitätsverhalten zu reagieren. Da die Zählstellen ununterbrochen zählen, ermöglichen sie den Vergleich beliebiger Zeiträume. So lassen sich u. a. Rückschlüsse auf den Einfluss von Witterungsverhältnissen, Verkehrssituationen, Baumaßnahmen oder anderen Faktoren ziehen.

In Berlin werden Radfahrende an 24 Standorten mit insgesamt 36 Zählstellen erfasst.

Zählstandorte mit zwei Zählstellen auf beiden Seiten des Straßenraums:

Jannowitzbrücke (Mitte) • Invalidenstraße (Mitte) • Karl-Marx-Allee (Mitte) • Oberbaumbrücke (Friedrichshain-Kreuzberg) • Frankfurter Allee (Friedrichshain-Kreuzberg) • Strausberger Platz (Friedrichshain-Kreuzberg) • Mariendorfer Damm (Tempelhof-Schöneberg) • Yorckstraße (Tempelhof-Schöneberg) • Berliner Straße (Pankow) • Klosterstraße (Spandau) • Breitenbachplatz (Steglitz-Zehlendorf) • Straße des 17. Juni (Charlottenburg-Wilmersdorf, Fahrradbarometer auf nördlicher Straßenseite) • Nonnendammallee (Spandau)

Zählstandorte mit einer Zählstelle für beide Fahrtrichtungen:

Schwedter Steg (Pankow) • Prinzregentenstraße (Charlottenburg-Wilmersdorf) • Monumentenstraße (Tempelhof-Schöneberg) • Alberichstraße (Marzahn-Hellersdorf) • Paul-und-Paula-Uferweg (Lichtenberg) • Markstraße (Reinickendorf) • Maybachufer (Neukölln) • Kaisersteg (Treptow-Köpenick) • Nordufer (Mitte)

Zählstandort mit einer Zählstelle für eine Fahrtrichtung:

Senefelderplatz (Pankow) • Topsstraße/Schönhauser Allee (Pankow)

Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde Anfang 2012 am Schwedter Steg eine Zählstelle in Betrieb genommen. In der ersten Projektstufe 2015 wurden an zehn Standorten insgesamt 14 Zählstellen installiert. In der zweiten Projektstufe 2016 wurden an weiteren sieben Standorten insgesamt zwölf Zählstellen installiert. In der dritten Projektstufe ab 2021, die von der GB infraVelo GmbH umgesetzt wird, erhalten acht weitere Standorte sukzessive insgesamt elf Zählstellen und zunächst drei von ihnen erstmals digitale Anzeigen in Form von Fahrradbarometern.

An allen Dauerzählstellen erfolgt eine ununterbrochene Zählung der Fahrräder.

An allen Dauerzählstellen wird die gleiche Technologie verwendet. Die Erfassung der Fahrräder erfolgt mit Induktionsschleifen, die an einen Auswertesensor angeschlossen sind. Die Laufräder eines Fahrrads bewirken bei dem Überfahren der Schleife eine Veränderung des induzierten elektromagnetischen Feldes. Diese Änderungen werden im Sensor analysiert, als Fahrrad erkannt und als Zählimpuls gespeichert.

An Zählstellen mit Asphaltoberfläche sind die Induktionsschleifen mittels Schnitten in die Fahrbahndecke eingebracht. In Radwegen mit Platten oder Pflaster können Fertigschleifen unter der Oberfläche verlegt werden. Je Zählquerschnitt sind in Abhängigkeit der Breite der Radverkehrsanlage zwischen zwei und vier Induktionsschleifen nebeneinander verlegt.

Die meisten Zählstellen werden mit Batterien betrieben. Die Lebensdauer einer Batterie beträgt mindestens ein Jahr. Ausnahmen sind die Zählstellen mit Fahrradbarometern, hier kann der Strom direkt aus dem Verteilerkasten entnommen werden, der auch das Fahrradbarometer mit Strom versorgt.

Der Sensor der Zählstelle erkennt die Geometrie eines Fahrrades anhand der zwei Laufräder und dem Tretlager, welche die Induktionsschleife überfahren. So werden Fahrräder gezählt, aber keine anderen Fahrzeuge. Einige wenige Fahrradtypen wie spezielle Lastenräder oder Fahrräder, deren Rahmen und Laufräder aus Carbon gefertigt sind, werden nicht erfasst. Da diese aber einen kleinen Teil am Gesamtaufkommen ausmachen, ist die entstehende Ungenauigkeit gering. In seltenen Fällen können auch Rollstühle oder andere Vehikel, die einen ähnlichen Achsenabstand haben, als Fahrräder gezählt werden. Ihre Anzahl ist gemessen am Radverkehrsaufkommen zu vernachlässigen.

An Straßen mit getrennter Radverkehrsführung je Fahrtrichtung (z. B. Jannowitzbrücke) ist je Fahrtrichtung eine Zählstelle installiert. An Querschnitten mit gemeinsamer Radverkehrsführung in beiden Fahrtrichtungen (z. B. Schwedter Steg) ist eine Zählstelle für beide Fahrtrichtungen installiert.

An Standorten mit einer Radverkehrsanlage im Zweirichtungsverkehr (z. B. Kaisersteg) wird mit einer Zählstelle richtungsgetrennt erfasst. An Standorten mit separaten Radverkehrsanlagen je Fahrtrichtung (z. B. Jannowitzbrücke) erfolgt in der Zählstelle keine Richtungsunterscheidung. Es werden auch in falscher Fahrtrichtung fahrende Radfahrer erfasst.

Die Geschwindigkeit wird nicht erfasst.

Durch die spezielle Geometrie der Induktionsschleifen werden auch Radfahrende in Pulks zuverlässig erfasst. Nur bei zwei unmittelbar nebeneinander fahrenden Fahrrädern, welche die gleiche Induktionsschleife befahren, wird nur ein Fahrrad erkannt. Dies ist aufgrund der Breite einer Induktionsschleife zwischen 80–130 cm aber nahezu ausgeschlossen.

Durch die Geometrie mit mehr als zwei Laufrädern hintereinander werden vom System zwei Fahrräder erkannt.

Fahrräder mit Carbonrahmen und Aluminiumfelgen werden erfasst. Fahrräder mit Carbonrahmen und Carbonfelgen werden nicht erfasst. Da der Anteil von Fahrrädern mit Carbonfelgen am Gesamtaufkommen zurzeit sehr gering ist, kann dieser vernachlässigt werden.

Die Auswertung der Daten erfolgt browsergestützt über ein Internetportal (Auswerteplattform), das vom Hersteller der Zählstellen bereitgestellt wird. Die Auswerteplattform ermöglicht vielfältige Auswertungen der Zähldaten.

Nach Installation der Zählstellen erfolgen mehrere Prüfzählungen. Im Rahmen des Qualitätsmanagements werden jährliche Prüfzählungen an allen Zählstellen durchgeführt, um ihre Genauigkeit zu überprüfen. Es erfolgt außerdem eine monatliche Sichtung der Daten auf Vollständigkeit und Plausibilität.

Während einer Prüfzählung werden die Radfahrenden an der Zählstelle manuell gezählt und parallel mit den Daten der Zählstelle abgeglichen. Aus den auftretenden Abweichungen werden die Fehlerquoten der Detektion errechnet.

Es wird ein Wartungs- und Instandhaltungsvertrag abgeschlossen, der die Beseitigung von Schäden und Störungen sowie den turnusmäßigen Batteriewechsel umfasst. Zudem werden die Zähldaten in regelmäßigen Zeitabständen geprüft. Bei deutlichen Unplausibilitäten und bei Datenlücken/-ausfällen erfolgt eine automatische Alarmmeldung des Systems.

Unsere Fahrradbarometer stehen 12–15 Meter entfernt von der Zählschleife und sind direkt mit dieser verbunden. Jedes erfasste Fahrrad wird über ein Kabel unter der Erde übermittelt und kann so in Echtzeit auf zwei LED-Displays angezeigt werden – als Tageswert (ab 0 Uhr) und als kumulierter Jahreswert.

Eigentlich sind Barometer Geräte zur Messung des Luftdrucks. Damit haben Fahrradbarometer nichts zu tun. Das Display mit einer Säule, die den Jahreswert der Radfahrenden anzeigt, hat Ähnlichkeit einer Ausführungsart von klassischen Barometern – daher stammt die Idee für diese Bezeichnung.

Die Daten der Zählstellen werden online als Summe beider Richtungen angegeben. Das Fahrradbarometer zeigt nur die Daten der Zählstelle, an die es angeschlossen ist, also nur eine Fahrtrichtung.