Grün­be­schich­tungen

Grünbeschichtungen, also die farblichen Beschichtungen bestehender Rad- und Schutzstreifen, sollen dazu beitragen, die Wiedererkennung und Aufmerksamkeit zu erhöhen und damit die Sicherheit für alle im Straßenverkehr zu verbessern.

Für die farbliche Beschichtung von Radwegen sind verschiedene Schritte notwendig wie bspw. Ausführungsplanung, Entfernung alter Markierungen, Kugelstrahlarbeiten und das Aufbringen von Piktogrammen. Die eigentliche Markierung der Abschnitte hängt auch mit dem verwendeten Material zusammen.

Insgesamt kommen in der Testphase von fünf Jahren voraussichtlich zwei Materialien zum Einsatz: Kaltplastik und Epoxidharz. Die Materialien unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Materialeigenschaften, Beschaffungskosten und Belastbarkeit. Die Beschichtungsarbeiten mit Epoxidharz sind aufwendiger und zeitintensiver. Die Trockenzeit beträgt etwa drei Tage, während die Fahrbahn bei Kaltplastik bereits nach einer Stunde wieder freigegeben werden kann. Deshalb kommt in den rot markierten Kreuzungsbereichen zunächst nur Kaltplastik zum Einsatz.
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Die Rotbeschichtungen werden dort aufgebracht, wo verschiedene Verkehrsarten miteinander in Konflikt kommen können, also in Kreuzungs- und Einmündungsbereichen. Sie sollen so gezielt auf mögliche Gefahrensituationen aufmerksam machen. Die Zweifarbigkeit und die Verwendung der Signalfarbe Rot sollen alle Verkehrsteilnehmenden zu einem umsichtigen und verkehrssicheren Verhalten sensibilisieren.

Der Farbton ist im Streckenverlauf Verkehrsgrün (RAL 6024) sowie an Kreuzungen, Einmündungen und sonstigen Konfliktbereichen wie sehr stark frequentierten Grundstückszufahrten Verkehrsrot (RAL 3020). Verkehrsgrün bietet einen ausreichenden Kontrast zu Rot, was die Aufmerksamkeit in Gefahrenzonen erhöht. Beide Farbtöne sind gut sichtbar. Die Farbauswahl orientiert sich anderen Städten wie beispielsweise San Francisco, New York oder Wien.

Für Farbbeschichtungen im Straßenverkehr sind nur bestimmte Farben zulässig. Die Farben Weiß und Gelb dürfen aufgrund ihrer Verwechslungsgefahr mit amtlichen Beschichtungen nicht verwendet werden. Blautöne kommen bei Parkflächen zum Einsatz. Grün und Rot sind gut sichtbare Signalfarben, heben sich ausreichend vom Straßenbelag ab und sind zulässig.

Eine Rutschfestigkeit gibt es nicht, man spricht hier von Rutschwiderstand. Dieser ergibt sich aus einer Kombination von Griffigkeits- und Rauhigkeitsmessungen. Der Rutschwiderstand ist sowohl von der Beschaffenheit des Untergrundes (Beton, Bitumen, Naturstein etc.), dem Beschichtungsmaterial als auch von anderen Faktoren (Nutzer*in, Bereifung, Witterung etc.) abhängig. Dies bedeutet, dass sich der Rutschwiderstand durch die aufgebrachte Beschichtung verändert. Der Rutschwiderstand der Beschichtung wird bei allen Strecken überprüft. Dafür wird ein stationäres Messgerät verwendet (SRT-Pendelgerät). Unsere Vorgabe für die Griffigkeit liegt im Neuzustand bei einem SRT-Wert größer gleich 60. Die Grünbeschichtung wird nur ausgeführt, wenn die Materialien dieser Vorgabe entsprechen. Die bisherigen Prüfergebnisse liegen bei SRT-Werten zwischen 63 und 79. Im Vergleich dazu müssen Straßen im Gebrauchszustand für den verkehrssicheren Zustand einen SRT-Wert von 45 oder höher aufweisen.

Ein Bauüberwachungsteam fährt regelmäßig alle von infraVelo markierten Strecken ab, um sie zu kontrollieren und bauliche Mängel aufzunehmen. Diese werden an das zuständige Bauunternehmen weitergeleitet, das die Mängel behebt. Eine solche Mängelbehebung gehört zur sogenannten Gewährleistungspflicht bei Baumaßnahmen. Eine Kontrolle der Wege erfolgt im Quartalsrhythmus.

Die Maßnahme ist stark witterungsabhängig: Um die Grünbeschichtung vornehmen zu können, muss der Asphaltuntergrund vor dem Beschichten trocken, staub-, öl- und fettfrei sein. Auch Außen- und Oberflächentemperatur sind zu beachten. Diese Abhängigkeiten machen eine verbindliche Aussage nahezu unmöglich. Zudem ist die Dauer der Beschichtungsmaßnahmen materialspezifisch. Für einen Abschnitt von 100 Metern mit Epoxidharz sind zwei bis drei Werktage zu kalkulieren. Beim Einsatz von Kaltplastik ist die Fahrbahn bereits nach zirka einer Stunde wieder befahrbar.

Die Anwohner*innen werden vorab über einen Aushang über die anstehende Grünbeschichtung in ihrer Straße informiert. Bei der Verwendung von Kaltplastik wird die Maßnahme – jeweils im Abschnitt von 100 bis 120 Metern – im Rahmen von Tagesbaustellen umgesetzt. Die Abschnitte, die mit Epoxidharz beschichtet werden, werden komplett abgesperrt. Bereits drei Tage vor Beginn der Absperrung weisen Halteverbotsschilder darauf hin. Der Radstreifen ist während dieser Maßnahme für den jeweiligen Abschnitt gesperrt. Radfahrenden wird empfohlen, vom Rad zu steigen und die 120 Meter lange Baustelle auf dem Gehweg zu Fuß zurückzulegen.

Die bisher von infraVelo umgesetzten und vorgesehenen Grünbeschichtungen sind zunächst Versuchsabschnitte. Sie werden über einen Zeitraum von fünf Jahren untersucht, um herauszufinden, ob die grünen und roten Beschichtungen das Radfahren wirklich sicherer und sichtbarer machen. So werden auf ausgewählten Strecken beispielsweise das Verhalten von Verkehrsteilnehmenden beobachtet, das subjektive Sicherheitsgefühl durch persönliche Befragungen erhoben und die eingesetzten Materialien geprüft. Hierzu finden Untersuchungen der Verkehrssituation vor und nach der Beschichtung statt. Damit soll sichergestellt werden, dass diese Maßnahme ihren Zweck erfüllt.

Für die ersten Grünbeschichtungen hatte die damalige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (heute „Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz“, SenUMVK) gemeinsam mit den Bezirken rund 100 Straßen vorgeschlagen. infraVelo hat eine Befahrung und Bewertung der Vorauswahl vorgenommen. Auf dieser Grundlage wurden in Abstimmung mit der SenUMVK und den Bezirken Straßen ausgewählt, bei denen die Grünbeschichtungen von Radverkehrsanlagen besonders empfehlenswert waren und schnell umgesetzt werden konnten. Bei fast allen Maßnahmen wurde geprüft, ob eine Verbreiterung des jeweiligen Radwegs erfolgen kann.

Infrastrukturprojekte haben in der Regel eine lange Vorlaufzeit. Viele Projekte, die heute von den Bezirken umgesetzt werden, wurden bereits vor Jahren geplant. Zentrale Vorhaben werden aber von der Senatsverwaltung überprüft und angepasst.

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) ist die verantwortliche Fachbehörde für alle strategischen und Grundsatzfragen. Sie ist Initiatorin der Grünbeschichtungen und aller weiteren, überbezirklichen Maßnahmen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur. Für die Umsetzung der Maßnahmen ausgewählter Grünbeschichtungen ist infraVelo im Auftrag der SenUMVK und des jeweiligen Bezirks verantwortlich. infraVelo übernimmt das Projekt- und Baumanagement von der Projektentwicklung, über die Koordination bis zur Durchführung.

Damit die Testphase möglichst zeitnah beginnen konnte, wurden und werden die Grünbeschichtungen zunächst an bestehenden Radverkehrsanlagen umgesetzt. Davon ausgenommen waren und sind Straßen, deren letzte Baumaßnahme weniger als fünf Jahre zurückliegt, denn diese unterliegen dem Gewährleistungsschutz. Die ausgewählten Straßen verfügen zumeist über die damals geltenden Standards mit Radstreifen von 1,19 Meter bis 1,95 Meter Breite, sodass sie nicht immer den Vorgaben des Mobilitätsgesetzes entsprechen. Unabhängig von der Einfärbung der bestehenden Radstreifen wird im Zuge der Maßnahme und zukünftig überprüft, ob diese gegebenenfalls verbreitert und mit Pollern vom Autoverkehr getrennt werden können.

Richtungspfeile werden dort verwendet, wo die Verkehrsführung unklar sein könnte oder auf Zweirichtungsradwegen. Auf anderen Radstreifen gibt es kaum ein Problem mit "Geisterfahrer*innen". Deshalb waren Richtungspfeile auf den bislang umgesetzten Strecken nicht notwendig.

Im Rahmen der Versuchsphase werden neben vollflächigen Beschichtungen auf einigen Strecken auch abschnittsweise Beschichtungen in Rauten- und Pfeilform erprobt, um die Wirkung beider Vorgehensweisen zu vergleichen. Es ist aufwändiger, die gesamte Fläche zu beschichten, als nur einige Abschnitte.