Berlin wird fahrradfreundlicher – und was kostet das?

Kostenermittlung einfach erklärt

Bei großen Vorhaben für eine verbesserte Radinfrastruktur wie Fahrradparkhäusern und Radschnellverbindungen vergehen einige Jahre von der Projektentwicklung bis zum Baustart und der abschließenden Bauabnahme. Im Projektverlauf verändern sich die Gesamtprojektkosten in der Regel kontinuierlich. Das ist nicht überraschend, sondern ein natürlicher Prozess. Was alles dahinter steckt, erklären wir hier.

Wieso lassen sich Kosten nicht verbindlicher voraussagen?

Große Radinfrastrukturvorhaben sind sehr komplexe Stadtentwicklungsprojekte im urbanen, bebauten Raum mit vielen Wechselbeziehungen und unterschiedlichen Erwartungen an die Planung.

Viele Planungsaspekte, die sich auf Umfang, Komplexität und Art der Umsetzung auswirken, sind zu Beginn eines Vorhabens nicht umfänglich bekannt. Die Planer*innen treffen zunächst eine grobe Annahme, die dann immer detaillierter ausgearbeitet wird. Das spiegelt sich auch in der gesamten Kostenermittlung wider: Zu Projektbeginn kann nur ein grober Kostenrahmen angesetzt werden, der sich in den folgenden Leistungsphasen konkretisiert. In dieser frühen Projektphase gibt es noch keine erarbeiteten Planungsgrundlagen, so dass die Kostenermittlung auf Richtwerten, Erfahrungen, Referenzobjekten oder Voruntersuchungen basiert.

Zentrale Steuerungsfunktion durch infraVelo

infraVelo übernimmt als Bauherrenvertretung eine zentrale Steuerungsfunktion: Wir steuern und verantworten die Vergabe, Abnahme und Abrechnung aller Ingenieur-, Gutachter- und Bauleistungen. Die Ausarbeitungen der Objekt- und Fachplanungen werden in jeder Planungsphase geprüft – inkl. der Kosten und Wirtschaftlichkeit: Ist ein kostenintensives Ingenieurbauwerk, z. B. eine Brücke, erforderlich oder gibt es andere Lösungen, die zielführend und zugleich wirtschaftlicher sind? Ist die Dimensionierung eines Neubaus oder die Materialwahl angemessen? Lassen sich Kosten mindern? Gibt es Planungsalternativen? All dies gilt es abzuwägen, zu bewerten und abzustimmen. Dabei kommt auch das sog. „Value Engineering“ zum Tragen, bei dem das Projektteam Funktionalität und Kosten betrachtet und diese zueinander ins Verhältnis setzt. Im Ergebnis können Kosten gesenkt und/oder die Qualität gesteigert werden.

Durchblick im Fachjargon

Kosten werden äquivalent zur Planung vom Groben ins Detail „berechnet“. Die folgende Übersicht verdeutlicht den steigenden Detaillierungsgrad im Planungsprozess:

Detaillierung der Kosten

Wenn die Vorplanung beendet ist, dann liegt eine erste Kostenschätzung vor. In der Vorplanung sind die Planungsgrundlagen, u. a. Standort bzw. Routenverlauf, festgelegt und durch infraVelo als Bauherrenvertretung abgestimmt. Außerdem wird in der Vorplanung geprüft, ob diese funktional und wirtschaftlich ist.

Kostenansatz und Wirtschaftlichkeit werden schließlich extern in einer VPU-Prüfung (VPU: Vorplanungsunterlage) durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen geprüft und bestätigt.

Nach der Entwurfsplanung und der erforderlichen Prüfung der Bauplanungsunterlagen (BPU) können die Kosten weiter konkretisiert werden, da die Planung zu diesem Zeitpunkt viel detaillierter ist. So stehen planerische Details zu Flächen, also der Bedarf und die Verfügbarkeit, Beleuchtung, Entwässerung, mögliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie Baumaterialien fest. Die Kostenberechnung, die auf Grundlage der Entwurfsplanung erstellt wird, soll eine maximale Abweichung von bis zu +/- 20 Prozent gegenüber der Kostenfeststellung zum Projektabschluss aufweisen.

Die Infografiken zeigen, wie die Kostenermittlung im Planungsprozess am Beispiel von Radschnellverbindungen abläuft.

Mögliche Ursachen für steigende Kosten

Radschnellverbindungen

Mindestens 100 Kilometer Radschnellverbindungen bis 2030 – das ist das Ziel für Berlin. Auf diesen Wegen können Radfahrer*innen zukünftig zügig und umweltfreundlich große Distanzen in Berlin zurücklegen.

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Fahrradparkhäuser

An Verkehrsknotenpunkten und in Stadtentwicklungsgebieten ist die Nachfrage nach Stellplätzen enorm und der Bedarf wird noch steigen. Fahrradparkhäuser können hier eine gute Lösung sein, um ausreichende und sichere Parkmöglichkeiten zu bieten.

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